Sage vom Epprechtstein

Sage vom Epprechtstein

Eine arme Frau aus Kirchenlamitz ging am Johannistag mit ihrem kleinen Kind auf den Epprechtstein, um Beeren zu sammeln.

An einem großen Beerenstrauch entdeckte sie plötzlich ein großes Loch, in dem einige Stufen in eine Höhle führten. Die Mutter nahm ihr Kind und stieg vorsichtig zur Höhle hinab. Da kam sie durch eine offene Tür in einen Saal, in dem unermessliche Schätze von Gold, Silber und Edelsteinen lagen.

Drei weiß gekleidete Jungfrauen traten heran. Die eine sprach zur Frau in freundlichem Tone: „Nimm so viel du mit einem Griff fassen kannst! Aber vergiss das Beste nicht!“
Schnell setzte die Mutter ihr Kind auf den Boden und langte drei Mal hastig nach den Schätzen. Dann lief sie zur Türe, die krachend hinter ihr zuschlug.

In diesem Augenblick fiel ihr mit Schrecken ein, dass sie ihr Kind verloren hatte.

Mit einem Schmerzensschrei sprang sie zurück; aber die geheimnisvolle Türe war verschwunden. Verzweifelt schrie sie nach ihrem Kinde, kehrte am Abend heim und erzählte ihrem Manne das furchtbare Erlebnis.
Tag und Nacht suchte sie nach ihrem verschollenen Kind.

Endlich kam der Johannistag wieder. Da begab sich die Frau wieder an dieselbe Stelle und fand den Eingang zur Höhle. Sie stieg hinunter und sah ihr Kind, mit dem sie, ohne etwas von den Schätzen anzurühren, glücklich heimkehrte.