Informationen und Historie
Kirchenlamitz hat während seiner langen Geschichte viele unterschiedliche Epochen durchlebt. Vor allem die Stein- und Porzellanindustrie prägte die Stadt über viele Jahre.
Zahlen, Daten, Fakten
-
3125 Einwohner
-
27 Ortsteile
-
1356 erste urkundliche Erwähnung
-
seit 1374 stadtrechtliche Privilegien
Kirchenlamitz vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit
Über den alten Schiedapass bei Fahrenbühl gelangten im 7./8. Jahrhundert slawische Siedler vom Stamm der Sorben in das Tal zwischen Kornberg und Epprechtstein. In ihrer Sprache nannten sie es „Lomnitz“ (sumpfiger Wiesengrund). Sie lebten vom Ackerbau und der Bienenzucht (Waldzeidelei).
Etwa 550 Jahre später (um 1150) erreichten fränkische Siedler das „Lomnitz“-Tal. Mit ihnen kam das Christentum zunächst aus dem Bistum Bamberg. Der Ort, an welchem die Leute um die „Kirche“ herum im „sumpfigen Wiesengrund“ wohnten, erhielt später um die Mitte des 13. Jahrhunderts den Namen „Kirchenlomnitz“, wurde aber erst 1356 urkundlich genannt.
Zeitgleich mit den Franken gelangten von Süden her die Bayern im Rahmen ihrer Landnahme in das Fichtelgebirge. Das erklärt, warum nur wenige Kilometer weiter südlich das Wunsiedler Bayerisch, hier aber das Kirchenlamitzer Fränkisch gesprochen wird.
Die Burg Epprechtstein und das Dorf Kirchenlamitz bildeten schon bei ihrer Gründung wirtschaftlich eine Einheit. Ihre Herrschaftsverhältnisse führten von den Andechs-Meraniern (um 1150-1248) über die Vögte von Weida (1248-1352/56) zu den fränkischen Zollern (1352/56-1791), die im Jahr 1374 dem Ort Kirchenlamitz mit seinen etwa 300-350 Einwohnern durch den Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg stadtrechliche Privilegien nach Wunsiedler Vorbild verliehen. Eine „Civitas“ – eine Stadt – war Kirchenlamitz indes nie. Kirchenlamitz besaß keine Stadtmauer, sondern nur drei Stadttore. Die stadtrechtlichen Privilegien wurden wiederholt bestätigt. In alten Urkunden allerdings ist Kirchenlamitz bis 1901, wo es wirkliches bayerisches Stadtrecht erhielt, immer als Markt genannt.
Ausschließlich durch Kauf erwarben die Burggrafen von Nürnberg das Innere des Fichtelgebirgshufeisens und teilten es zunächst in sechs Verwaltungsbezirke (Ämter) ein. Zusammen mit Weißenstadt, Thierstein, Selb, Hohenberg und Wunsiedel wurde das Amt Kirchenlamitz im Jahr 1613 zur Amtshauptmanschaft Wunsiedel vereinigt und diese in neun Richterämter aufgeteilt.
Zwischen 1500 und 1800
Wirtschaftlich bedeutend waren die 1356 erstmals genannten Zinnbergwerke im Norden von Kirchenlamitz. Ihr Niedergang führte zu einer sozialen Katastrophe, zudem zerstörten am Ende des Mittelalters im Jahr 1430 Hussiten die Stadt.
Im 2. Markgräflerkrieg wurde 1553 die Burg Epprechtstein abgebrannt. Es war dies der gleiche grausame Krieg, der aus einem Religionskrieg heraus entstanden war, in dem die Plassenburg zerstört und Hof belagert wurde. Überhaupt wurden in dieser Zeit in Franken 170 Dörfer und 90 Burgen völlig verwüstet. Fortan blieb die Burg „in Ruinen liegen“.
Die Verwaltung des Amtes Kirchenlamitz geschah nun ausschließlich vom 1371 erstmals erwähnten Stadtschloss aus.
Im Jahr 1508 wurde nach 14jähriger Bauzeit die seit kurz nach der Stadtrechtsverleihung dem Bistum Regensburg zugeschlagene Stadtkirche fertiggestellt und sieben Jahre später kauften Bürgermeister Zimmermann und der Rat auf Befehl des Amtmanns Kunz Rabensteiner um 76 fl. ein Rathaus.
Markgraf Georg der Fromme (1527-1541) vollendete im Jahr 1533 die fünf Jahre zuvor begonnenen Reformationsbestrebungen und verordnet seinen „Landeskindern“ die evangelische Kirchenlehre. Der erste nachgewiesene evangelische Pfarrer in Kirchenlamitz war 1530 Johann Schneidewind.
1586 erteilte Markgraf Georg Friedrich (1557-1603), dessen Wappen sich im Kirchenschiff an der Turmwand befindet, den hiesigen Bäckern ihren ersten Zunftbrief. Bedeutung erlangten die Mühlen, von denen die „Mittelmühle“ 1517 und die „Hasenmühle“ 1607 erstmals erwähnt werden.
Im Gefolge des „Großen Krieges“ (1618-1648) forderte die Pest im Jahr 1633 allein in Kirchenlamitz 42 Menschenleben. Sieben Jahre später steckten die Kroaten sieben Häuser und das Rathaus in Brand. Im darauffolgenden Jahr plünderten schwedische Truppen die Kirche. 1643 standen 60 Häuser leer oder waren ganz eingefallen.
Bunt war die Vielfalt der Handwerksbetriebe als sich stetig wandelndes Spiegelbild ihrer Zeit: Bäcker, Büttner, Drechsler, Färber, Flaschner, Gerber, Glaser, Lebküchner, Metzger, Nagelschmiede, Schneider, Schreiner, Schuhmacher, Töpfer, Wagner und Weber standen über Jahrhunderte hinweg in hoher Blüte.
Nach dem Übergang an Preußen (1792) besuchten König Friedrich Wilhelm III., unser damaliger Landesherr, und seine Gemahlin, Königin Luise, im Jahr 1805 das Fichtelgebirge und den Epprechtstein.
Im darauffolgenden Jahr besetzte Napoleon die Provinz Bayreuth und stellte sie unter französische Verwaltung.
Preußen verlor bei Jena und Auerstedt, Napoleon zog als Sieger in Berlin ein. Das preußische Königspaar floh nach Ostpreußen. Luise starb 1810, erst 34jährig in ihrer mecklenburgischen Heimat. Für sie war demnach der Besuch auf dem Epprechtstein „die letzte frohe Zeit auf Erden“ gewesen.
Kirchenlamitz ab 1800
1810 kam Kirchenlamitz zur Krone Bayern und wurde bereits zwei Jahre später Landgerichtsbezirk.
1830 und 1836 zerstörten zwei verheerende Großbrände den Ort nahezu vollständig.
1849 wurde aus den Pfarreien Kirchenlamitz, Marktleuthen, Röslau, Schönwald, Selb, Spielberg und Weißenstadt der Dekanatsbezirk Kirchenlamitz gebildet.
Das Biedermeier (1815-1848) ist die Zeit Wilhelm Löhes (1808-1872), der 1831 als Vikar nach Kirchenlamitz kam, Dr. Gustav Blumröders (1802-1853), des heute noch gelesenen Schriftstellers und Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 und des Apothekers Dr. Hugo Reinsch (1808-1884).
1870 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr und 1892 erschien die erste Ausgabe des „Kirchenlamitzer Anzeigers“. Im gleichen Jahr wurde eine „Kleinkinderbewahranstalt“ errichtet und drei Jahre später konnte die neue Friedhofskirche eingeweiht werden.
Näheres zu unserer Stadtgeschichte erfahren Sie in den Veröffentlichungen unter Bücher / Schriftreihen bzw. in unserem Stadtarchiv.