Granitgewinnung

Granitgewinnung

Weg der Brüche - Granitgewinnung am Epprechtstein -

Ihr bewegt Euch auf dem mineralogisch interessantesten Berg im ganzen Fichtelgebirge.

Vor 540 Millionen Jahren ist das Fichtelgebirge entstanden und war damals viel höher als heute vergleichsweise die Alpen. Hufeisenförmig haben es gewaltige Erdkräfte in die Landschaft gehoben, haben ihm zugesetzt, es mit Verschiebungen wie der "variskischen Faltung" traktiert und es schließlich durch Erosion teilweise wieder abgetragen. Der Granit übrigens, der heute den größten Anteil an den Gesteinen ausmacht, ist "nur" etwa 330 Millionen Jahre alt.

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Epprechtstein-Granit (bis vor 1914 Herkules-Granit genannt) ist ein gelber bis blassgelber mittelkörniger Granit. Es handelt sich um einen Biotit-Muskovit-Granit, einem Zweiglimmer-Granit aus dem Oberkarbon. Epprechtstein-Granit ist gut verwitterungsbeständig, polierfähig und gegen chemische Aggressorien beständig und wurde u.a. am Reichstagsgebäude, der Staatsbibliothek und Nationalgalerie in Berlin und am Schloss Nymphenburg verbaut.

Die Granitgewinnung am Epprechtstein zu Bauzwecken reicht bis ins Mittelalter zurück. Das nötige Material lieferten früher die in großer Zahl zutage liegenden Findlinge und anstehenden Felspartien. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging man dazu über, Steinbrüche anzulegen.

Mit dem Bau der Eisenbahn begann die eigentliche Entwicklung der Granitindustrie des Fichtelgebirges. Die Bahn selbst hatte einen großen Bedarf an Werksteinen, gleichzeitig schuf sie aber auch die Voraussetzungen für den Transport der Steine über weite Entfernungen. Im Laufe der Zeit entstanden rund um den Epprechtstein 20 Granit-Steinbrüche, unter ihnen der weithin sichtbare, mächtige Schloßbrunnenbruch an der Ostseite des Berges.

Am 22. August 1724 erhielt erstmals ein Kirchenlamitzer Steinmetzmeister einen markgräflichen Lehensbrief und das Bayerische Berggesetz von 1869 erlaubte nur den geplanten und genehmigten Steinbruchbetrieb.

1897 beschäftigten die fünf Kirchenlamitzer Steinmetzbetriebe rund 450 Arbeiter. Jeder zweite arbeitsfähige männliche Einwohner von Kirchenlamitz verdiente seinen Lebensunterhalt im Steinbruch oder auf dem Werkplatz.Den Weg zum Arbeitsplatz mussten die Steinhauer zu Fuß zurücklegen. Das Mittagessen wurde ihnen von ihren Frauen und Kindern gebracht (den Suppentrogern) und im Kabinett (Aufenthaltsraum) eingenommen.

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Die Arbeit in den Steinbrüchen war schwer und gefährlich.
Unfälle, auch tödliche, beim Sprengen, beim Transport der Steine im Bruch und beim Verladen waren nicht selten. Gefürchtet war die Steinhauerkrankheit, wie die Silikose genannt wurde, die durch den Staub hervorgerufen wurde. Sie führte bei vielen Arbeitern zu frühem Tod.

Der Werkstoff Granit prägte auch den ihn bearbeitenden Menschen

"Rauh ist die Arbeit' und rauh sind wir, charakterisierten sich die Steinarbeiter selbst"

Wenn den Steinhauern auch derbe Charaktereigenschaften nachgesagt wurden, so waren sie doch nicht selten auch zu Witz und Scherz aufgelegt.

Nach einer leichten Flaute erlebte die Granitindustrie in der Zeit von 1933-1939 eine erneute Hochkonjunktur. Nach dem 2. Weltkrieg hat sie dann endgültig - weil zu kostenintensiv und durch andere Baustoffe ersetzt - ihre große Bedeutung verloren.

1925   Werkplatz Buchhaus

 

Die nicht mehr in Betrieb befindlichen Steinbrüche wurden inzwischen weitgehend von der Natur zurückerobert. Steine bieten Lebensraum für Moose, Flechten und Farne. Kleinsäuger, Flug- und Kriechtiere, wie Fledermäuse, Kreuzottern, Blindschleichen, Eidechsen, verschiedenste Nagetiere und Insekten, nutzen die Steinbrüche und Abraumhalden als Jagd- und Rückzugsgebiete.

Die Steinbrüche sind als Biotope kartiert und liegen in der Schutzzone des Naturparks Fichtelgebirge. Berühmt ist aber auch der Epprechtstein wegen seines Mineralienreichtums: Feldspat, Quarz und Glimmer sind heute zusammen mit anderen sehr seltenen Mineralien gesuchte Sammlerstücke aus dem Fichtelgebirge.

Der Weg

Am Ausgangspunkt sind in einem über 2 Meter hohen Granitstein eine Übersichtsskizze und die wichtigsten Daten des Weges eingemeißelt. Der von hier aus sanft ansteigende Weg führt Euch , vorbei an alten Mauern, großen Abraumhalden, zu sechs Steinbrüchen, einer Pulverkammer, einem Schutzunterstand und einer Verladerampe am Fuße des

Schloßbrunnenbruch   2012   2012. 08. 25   02

 

Epprechtsteins.Informationstafeln machen Euch an den einzelnen Stationen mit der Entstehung des Werkstoffes Granit, seiner Gewinnung, seiner Verarbeitung und seinem Transport vertraut.Auch über die am Epprechtstein vorkommenden Pflanzen und Tiere werdet ihr informiert. In eure Tour kann ein Besuch der Burgruine Epprechtstein (ab Luisentisch ca. 15 min.) mit einbezogen werden. Diese steht auf dem unbewaldeten Gipfel einer langgestreckten, schroff abfallenden Granitplatte. Es handelt sich um den ehemaligen turmartigen Hauptwohnbau, auf den eine Treppe zur Aussichtsplattform führt. Von dort hat man einen Rundblick über den Waldsteinzug, zum Großen Kornberg, nach Schwarzenbach an der Saale , bis nach Hof und südlich über das innere Fichtelgebirge zur Kösseine.Also nicht gezögert und die Sachen gepackt!

 

(Sämtliche Informationen stammen vom Bayerischen Landesamt für Umwelt
und dem Stadtarchiv Kirchenlamitz;
Fotograf: Werner Bergmann)